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Frankreich und Wien

 

Welche historische Bedeutung hat

französische Barockmusik in Wien?

 

Wien und seine KomponistInnen wurden sehr stark vom französischen Kulturleben beeinflusst. Frankreich hatte in vielen Bereichen gar eine Vorbildwirkung: So orientiert sich u. a. die Architektur des Schlosses Schönbrunn an der des Château de Versailles; analog verhält es sich mit den jeweiligen Schlosstheatern. Lange Zeit war es selbstverständlich, im Schönbrunner Schlosstheater französische Opern- und Theaterwerke zu spielen. Allgemein hatte die französische Musik einen hohen Stellenwert am Wiener Hof. So ließen auch direkte Einflüsse auf Komponisten nicht lange auf sich warten:

  • MOZARTs Sinfonien, Messen und Opern, darunter das Requiem, Die Zauberflöte, Don Giovanni und Idomeneo, sind äußerst stark von der französischen Stilistik beeinflusst. Seine Vorliebe für die Franzosen lässt er häufig und Zeit seines Lebens in Briefen anklingen.

 

  • BEETHOVENs Revolutionsmusiken lassen gleichfalls die nicht nur politische Wichtigkeit Frankreichs erkennen. So präsentiert das Finale des Fidelio mit seiner Rhythmik und Melodik dem Publikum mit Nachdruck das französisch-musikalische Pathos. Ein weiteres, noch bekannteres Beispiel dieser musikalischen Adaption durch Beethoven findet sich im großen C-Dur-Finale seiner 5. Sinfonie („Schicksalssinfonie“).

 

Dieses Wissen um die kulturellen Wechselbeziehungen, speziell im Bereich der Musik, ist im Allgemeinen bedauerlicherweise in Vergessenheit geraten und möchte vom femubaf wieder ins öffentliche Bewusstsein zurückgeholt werden.

 

Renaissance

 

Die Opern aus den Federn von Jean-Baptiste LULLY, André CAMPRA, Jean-Philippe RAMEAU und anderen verbinden die typischen französischen Merkmale wie das Hofballett (ballet de cour), die besondere Gesangskunst oder den einzigartigen Orchestersatz auf außergewöhnliche Weise. Die französische Musik bediente sich seinerzeit einem individuellen Instrumentarium, welches es nirgendwo sonst in Europa gab. Analog zu den französischen Gesangsfächern (bspw. der hohen Tenorstimme haute-contre) war auch der Orchestersatz weitaus vielfältiger, wiesen doch allein die Streichinstrumente drei Bratschentypen auf. Im Rest Europas hingegen spielte man nur auf einem Typus. Seit man im Jahre 2003 in Frankreich begonnen hat, diese Instrumente teilweise zu rekonstruieren, feiern sie große Erfolge, gespielt von renommierten Originalklang-Ensembles wie Les talens lyrique (Christophe Rousset), Les arts florissants (William Christie) oder Les musiciens du Louvre Grenoble (Marc Minkowski).

Es ist also an der Zeit, diese Klänge auch nach Österreich zu holen, wo sie sich einst größter Beliebtheit erfreuten, und dem Interesse des hiesigen Publikums am französischen Musiktheater sowie dessen Wunsch nach szenischer Umsetzung jener prachtvollen Werke endlich entgegenzukommen!

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